So, nachdem ich nun eine Nacht geschlafen habe hier mal eine Zusammenfassung der gestrigen Ereignisse. Ich hatte mich für den 6h-Lauf bei den 24h von Bernau angemeldet, wohlwissend, dass diese Veranstaltung zwischen zwei Marathons liegt. Dennoch wollte ich den dieses Jahr unbedingt mitmachen, hatte mich doch die letztjährigen Erfahrungen geradezu animiert. Nach dem Vollmondmarathon vor 14 Tagen bin ich im Zuge der Vorbereitung auf Bernau nochmal über 70 km in der Woche gelaufen, um letzte Kilometer zu sammeln und die Ausdauerfähigkeit aufrecht zu erhalten. Ob das gut oder schlecht war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Wie so vieles, habe ich es eben einfach getan. Die Woche vor Bernau habe ich mir dann eine Laufpause auferlegt, um Kräfte zu sammeln. Und dies war auch bitternötig. Der letzte Lange am letzten Wochenende hatte meinen Füssen ordentlich zugesetzt. Ich spürte meine Aussenseite der linken Hacke tagelang, um es genau zu sagen, bis Freitag. Keine gute Voraussetzung für Bernau. Aber was soll man machen. Es war halt, wie es war. Der Lauftag war da. Wir trafen uns im Stadtpark von Bernau, wo jedes Team seinen Bereich abgesperrt hat, seine Zelte aufgebaut hatte und jeder sein individuelles Catering mitgebracht hatte. Es war eben alles vorhanden, von Bulletten bis Kartoffelsalat, von Bier bis alkoholfreie Getränke und von Obst bis Kuchen. Für die Staffelläufer (diese sind 24 Stunden abwechselnd unterwegs) ist dies natürlich eine tolle Sache. Die Zeit bis zum Start verging relativ zügig. Ich war mir, angesichts meiner Schmerzen unter der Woche nicht sicher, welche Schuhe ich trage. Von daher habe ich mir ein Wechselpaar mitgenommen, was sich später auszahlen sollte. Punkt 14.00 Uhr fiel der Startschuss für alle Läufer, also Staffeln und Einzelläufer über 6 und 24 Stunden. Der Stadtpark von Bernau hat einen Rundkurs von ca. 1,6 km. Dieser lag nun vor mir. Ich ging meinen ersten echten Ultra an. Von Beginn an fühlte ich mich eigentlich nicht wirklich wohl. Überall kleine Wehwechen, Die Hacke meldete sich früh, da waren noch nichtmal 5 km weg, dazu hatte ich einen Schmerz im Rücken, welcher mir einen bevorstehenden Hexenschuss signalisieren wollte. Kurzum, es war sehr eigenartig. Ich trug zunächst meine Hokas, mit denen ich schon so oft unterwegs war. Die erste Stunde war davon bestimmt, irgendwie in den Lauf zu finden. Mein erstes Ziel sehnte ich gg. 15.00 Uhr herbei. Da begann nämlich die Fussball-Bundesligaberichterstattung auf Inforadio. Eigens deswegen hatte ich mir einen mp3-Stick mit Radiofunktion zugelegt. Ich war also abseits des Laufens stets auf dem Laufenden, was in den Stadien vor sich ging. Bis km 20 lief ich dann den Umständen entsprechend. Kurzfristig habe ich mich dann zu einem Schuhwechsel entschieden. Meine Laufpartnerin, die mich mit meiner Frau und zwei weiteren Freundinnen Proseccotrinkend von der Seite stets supporteten, hielt mir die Schuhe bereit und ich konnte unkompliziert wechseln. Nach und nach kam ich nun besser in Tritt. Sollte es doch an den Schuhen gelegen haben? Zwischenzeitlich liefen meine Supporterinnen immer mal nebenher, also neben Fussball, konnten wir uns auch so noch unterhalten. Plötzlich waren wir dann schon bei km 35. Cool, es lief plötzlich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dabei hatte ich noch so viel Zeit. Die Marathonmarke durchquerte ich bei ca. 4:25h. Heisst, mein eigentliches Ziel, nämlich 50 km zu schaffen, lag noch 1,5 Stunden bei 8km vor mir. Da war doch mehr drin. Sukzessive konnte ich nun meine Pace bei 6:25 halten und gleichmäßig weiterlaufen. Ich spürte zwar die Ermüdung in den Oberschenkeln, dennoch konnte und wollte ich nicht aufhören. 50 km erreicht ich gegen 19.15. Cool, noch ne dreiviertel Stunde Zeit. Nun war das Ziel, die 55 zu knacken und dennoch entspannt zu bleiben. Das hiess, 3 Runden zu laufen und dann einfach noch 200 m ranzuhängen. Bei jeder Runde nachm ich den reichlich bestückten Versorgungspunkt mit, Obst, alkoholfreies Bier und kleinere Süssigkeiten nahm ich zu mir. Die letzte Runde nahm ich dann ganz entspannt, wohlwissend, dass ich die 55 km schaffen werde. Die Zielmarke durchlief ich und es waren noch ca 3 Minuten Zeit. Also einfach weiter. Dann fiel der obligatorische Schuss. Damit war das 6-Stunden-Rennen beendet. Meine Uhr zeigte mir 55,2 km an. Glücklich und zufrieden lehnte ich an der Stadtmauer. Ein Mitarbeiter des Veranstalters kam und vermass die letzten Meter genau und dann ging es langsam zurück zu unserem Cateringzelt. Ein alkoholfreies Bier habe ich förmich inhaliert. Danach war mir einfach nach duschen. Herrlich. Lange Klamotten an, auch wenn das Wetter eigentlich ideal war und auf die Siegerehrung warten. Platz 4, den ich dann errreicht hatte, hat mich förmlich überrascht, 55,199 km. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. Wunderbar, Urkunde und Medaille haben wir bekommen und zu guter letzt noch die Adressen einer Mitarbeiterin weitergereicht. Die Finishershirts bekommen wir nach Hause geschickt. Rundum bin ich zutiefst zufrieden. Ich habe mehr erreicht, als ich mir zu denken wagte, mal ganz abseits von die Widrigkeiten zu Beginn des Laufes. Heute werde ich nun zu 13.00 Uhr wieder nach Bernau fahren und die letzte Stunde mit all den anderen Läufern mitfiebern. Genial.