So, jetzt, zwei Tage nach dem Husarenlauf doch noch ein paar Worte mehr dazu:
Den Mitteldeutschen Marathon habe ich eigentlich bereits seit ein paar Jahren im Fokus gehabt. Meine bisherigen Veranstaltungen haben hier aber stets einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es hat halt nie gepasst. Anders in diesem Jahr. der 6-h-Lauf in Bernau lag mittlerweile sechs Wochen zurück. Zeit genug also, nach diesem sensationellen Lauf mich zu erholen und in Bewegung zu bleiben, ohne jedoch zu übertreiben. In diesem Zeitraum bin ich kaum mehr als 20 km am Stück gelaufen, dennoch irgendwie immer wieder Paceorientiert. Schon komisch. Bislang war ich das so gar nicht. Ich bin eigentlich stets gelaufen, ohne mich nach Zielzeiten oder an Ergebnissen zu orientieren. Selbst bei der Müritzumrundung war das noch so. Vor, während und nach Bernau wurde da scheinbar etwas umgelegt. Ich habe plötzlich Spass daran gefunden, aus der Komfortzone heraus zu kommen und schneller zu laufen. Und was da so geht, überrascht mich schon sehr. Lange Rede kurzer Sinn: Der Mitteldeutsche Marathon startete am 15.10. um 9.00 Uhr in Leipzig an den Elsterauen. Ca. 500 Läuferinnen unbd Läufer hatten sich eingefunden. Das üblich Procedere stand auf dem Plan, umziehen, Toilettengang, Kleiderbeutelabgabe, Fotos. Püntlich um 9.00 Uhr fiel der Startschuss. Ich hatte schon Tage vorher den Film vor den Augen gehabt irgendwie mit der Blickrichtung 3:30h zu laufen. Nicht dass ich mir das explizit vorgenommen hätte, aber seit Bernau wusste ich, dass 3:40h wiederholt möglich waren. Immerhin hatte ich dort meine Bestezeit vom Olympiamarathon im August bestätigt. Also ging es los. Wie immer schaute ich auf den ersten 2 km nicht auf die Uhr, um in meinen Rhythmus zu finden. Nach zwei km dann der Blick, herrje, wie immer viel zu schnell. 4:26 min/km. Bereits hier fing dann die Rechnerei an. Ich erstellte mir an dieser Stelle meine Renntaktik. Wenn ich nach 10 km bei 4:30min/km, nach 15 km bei 4:35min/km, nach 20 km bei 4:40 min/km usw. bin, dann bin ich bei km bei 5:00 min/km. Genau die Pace, die für 3:30h nötig gewesen wäre. Da fehlen dann aber noch 2,195 km. Soweit wollte ich dann doch nicht planen. Aber nach dieser Methode habe ich bereits Bernau erfolgreich absolviert. Ich weiss, dass ich stets zu schnell starte und nach hinten raus langsamer werde. Von daher nutzte ich dies eben in meinem Sinne aus. Und die Taktik funktionierte wunderbar. Nach 25 km hatte ich eine 4:43 min/km auf der Uhr, nach 30 km eine 4:46 min/km. Ich erlief mir also gar einen "Vorsprung", wissentlich, dass ich ja sukzessive langsamer werden würde. Hier war dann der Gedanke, wenn ich nach drei Stunden bei km 37 rauskommen würde, dann hätte ich für die restlichen 5,195 km eine knappe 6:00er Pace ausgereicht um unter 3:30h zu bleiben. Was ne Motivation unterwegs. Bei km 35 lag ich dann bei durchschnittlich 4:51 min/km, also vier Sekunden vor der Renntaktik. Es sollte also alles klappen, wenn, ja wenn nichts mehr dazwischen kommt. Und das da viel passieren kann, muss ich niemandem erzählen. Dennoch lief alles wie am Schnürchen. Die letzten 7 km waren zwar der pure Kampf, da ich die 3:30h vor Augen hatte, aber bei km40 war mir klar, dass das heute eine sensationelle Zeit wird. Unter dem Jubel und der Anfeuerungsrufe der Zuschauer in Halle lief ich dann bei 3:26:46h ins Ziel ein. Eine Pace von 4:54 min/km. Unfassbar. Das war mal knappe 14 Minuten schneller als bei meiner Bestzeit im August(!) von 3:40h. Ein Traum. Was war ich froh sowas geschafft zu haben. Glückwünsche (u.a. vom letzten deutschen Marathonolympiasieger Waldemar Czierpinski) und Fotos wurden gemacht und ich hatte Platz im Zielbereich. Das habe ich erst wesentlich später registriert, ich war ja weit vor dem Hauptfeld im Ziel. Unglaublich. Insgesamt lief ich auf Platz 6 der AK und Platz 55 gesamt ein. Sagenhaft. Erstmalig habe ich gar meine Medaille gravieren lassen.
Gestern habe ich all das deutlichst gespürt. Mein Bewegungsablauf war doch sehr eingeschränkt, aber das war es wert. Blöd nur, dass damit ein Ziel für das nächste Jahr bereits jetzt erledigt ist. Dann müssen die Ziele ja jetzt umdefiniert werden. 3:15h? Herrje, wo soll das nur enden? Am Anfang des Jahres lag ich noch bei ca. 4h. Es ist unglaubliches passiert in diesem Jahr. Ein Sprung von fast 35 Minuten innerhalb von knappen 10 Monaten. Ickfreumia.
In der Summe sei noch erwähnt, dass das Kaiserwetter seinen Teill dazu beigetragen hat. Fantastische 20-22 Grad unterstützten diesen Tag. Wasser und Isogetränke habe ich unterwegs regelmäßig zu mir genommen. Bei dem Wetter war die Gefahr des zu hohen Flüssigkeitsverlustes zu hoch. Die Strecke würde ich grundsätzlich als schnell definieren. Die Höhenmeter (80 waren es glaube ich) sind auf der Distanz zu vernachlässigen. Einzig die Duschen kritisiere ich. Nur kaltes Wasser. Das ist ja so gar nicht meins. Aber es ging nicht anders, also auch hier Augen zu und durch. Was wäre nur bei kälterem Wetter gewesen? Egal. Im Anschluss habe ich mir eine fürchterliche Eisbombe gegönnt. Sowas habe ich schon ewig nicht gegessen und irgendwie war es auch nicht wirklich meins, aber irgendwie auch doch. Muss man nicht verstehen. Abschliessend ging es dann mit dem Flixbus wieder zurück nach Berlin. Ein fantastischer Lauftag.